Wild, wilder, gefährlich wild!

Besonders hoch ist das Unfallrisiko mit Wild im April und Mai frühmorgens und abends, wenn die Tiere auf Nahrungs- und Paarungssuche unterwegs sind. Bild: Pixabay_MOHANN

Erspähen Autofahrer während der Fahrt stattliches Rotwild auf Feld und Flur, geraten sie in schieres Entzücken. Stehen die wilden Zeitgenossen jedoch plötzlich vis-á-vis auf der Straße, packt sie die Panik – nicht selten mit fatalen Folgen für Mensch und Tier. Immerhin kracht nach Angaben des Deutschen Jagdverbandes ein 20 Kilo schweres Reh bei Tempo 100 mit einer Wucht von knapp einer halben Tonne auf die Fahrzeuge.

Laut Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft crashten 2022 rund 265 000-mal kaskoversicherte Fahrzeuge mit Wildtieren, die Dunkelzahl ist immens. Das sind im Vergleich zum Vorjahr zwar 19 000 Kollisionen weniger, dafür stiegen die Schadenkosten vor allem aufgrund höherer Ersatzteil- und Lohnkosten um acht Prozent auf 950 Millionen Euro.  Besonders hoch ist das Unfallrisiko im April und Mai frühmorgens und abends, wenn die Tiere auf Nahrungs- und Paarungssuche unterwegs sind. Dann kommen sich Mensch und Tier während der Hauptverkehrszeit gefährlich nah.

Die gute Nachricht: Viele Unfälle könnten vermieden werden, wenn die Fahrer Risiken und Verhaltensregeln kennen würden. Diese Fehler sollten sie vermeiden:

Ist Wild in Sicht, alle Lichter an!

Auf keinen Fall. Die geblendeten Tiere sind verwirrt, verlieren die Orientierung und verharren im Lichtkegel in Schockstarre. Hier gilt: Fernlicht aus, Hupe an. So suchen Wildschweine, Rehe oder Füchse in der Regel das Weite.

Immer dem Wild ausweichen!

Falsch. Droht ein Zusammenstoß, heißt es: Lenkrad fest halten, im Notfall stark bremsen und nicht ausweichen. Die Gefahr im Gegenverkehr oder am Baum zu landen, ist um ein Vielfaches höher – der Schaden auch.

Nur beim Zeichen „Wildwechsel“ langsam und vorsichtig fahren!

Da vor allem, aber nicht nur. Gefahrenschwerpunkte sind generell Wälder sowie die Übergänge zwischen Feld/Wiese und Wald. Hier zieht das Wild früh zur Äsung auf die Felder, und abends sucht es den Schutz des Waldes. Also Fuß vom Gas!

Ist das Reh über die Straße gehuscht, getrost weiter düsen!

Vorsicht! Wild ist oft im Rudel unterwegs. Wo ein Reh die Fahrbahn quert, folgen in der Regel weitere. Also langsam, aufmerksam und bremsbereit weiterfahren.

Das verletzte Tier von der Straße ziehen!

Besser nicht. Die Tiere könnten in Panik geraten und Autofahrer verletzen. Es besteht außerdem Infektionsgefahr. Die Polizei benachrichtigt den Jäger.

Das tote Reh für den leckeren Braten schnell in den Kofferraum laden!

Niemals. Es besteht der Tatbestand der Wilderei.

Den Jäger informieren – das reicht!

Leider nein. Nach einem Wildunfall gelten dieselben Regeln, wie bei anderen Verkehrsunfällen auch: Polizei informieren, Unfallstelle sichern, bei Personenschäden Erste Hilfe leisten, Fotos von der Unfallstelle machen. Für die eigene Autoversicherung wichtig ist die Wildunfallbescheinigung, die auch die Polizei ausstellt.

Die Kfz-Versicherung zahlt alle Wildunfälle!

Das kommt darauf an: Wer teil- oder vollkaskoversichert ist, hat generell Anspruch auf Schadenersatz. Steht in der Kasko-Police allerdings der Vermerk „Haarwild“, sind auch nur Schäden mit solchen Tieren (Reh, Wildschwein, Hirsch, Fuchs oder Hase) abgedeckt. Unfälle mit Haustieren wie Pferd, Hund oder Katze werden nicht reguliert. Hier hilft ein Kasko-Vertrag mit der Klausel „Tiere aller Art“.

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