Aktuelle Lage im Kraftfahrzeuggewerbe

Frankfurt a.M. Die folgende Zusammenfassung der aktuellen Lage und wichtiger Themen des Kraftfahrzeuggewerbes hat der ZDK heute den Medienvertretern auf der Automechanika Wirtschaftspressekonferenz zur Verfügung gestellt.

Neuzulassungen: Keine Trendwende im August. Mit rund 199.000 Pkw wurden im August 2022 etwas mehr als 6.000 neue Pkw und damit 3 Prozent mehr zugelassen als vor einem Jahr. In den ersten acht Monaten lag die Zahl der Neuzulassungen laut dem Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) bei rund 1,64 Millionen Einheiten und damit um 9,8 Prozent unter dem Vergleichswert von 2021.

Zum Vergleich: Von Januar bis August 2019 wurden rund 2,5 Millionen neue Pkw zugelassen, im Jahr 2020 waren es rund 1,78 Millionen Einheiten.

Gebrauchtwagen: Auch die Zahl der Besitzumschreibungen ist weiter auf Talfahrt. So wechselten im August 2022 rund 475.000 Pkw die Besitzer, das waren 18 Prozent weniger als vor einem Jahr. Von Januar bis August 2022 wurden rund 3,8 Millionen gebrauchte Pkw und damit 16,6 Prozent weniger verkauft als im Vergleichszeitraum 2021.

Zum Vergleich: Von Januar bis August 2019 wechselten rund 4,88 Millionen gebrauchte Pkw die Besitzer, im Jahr 2020 waren es in diesem Zeitraum rund 4,58 Millionen Einheiten.

Service und Reparatur: Beim Werkstatt-Geschäft sind die Kfz-Betriebe, bezogen auf die Quote der durchschnittlichen Werkstatt-Auslastung, wieder auf dem Vorkrisen-Niveau von 2019 angekommen. So lag diese Quote im Juli 2022* bei 85% (Juli 2019: 83%) und von Januar bis Juli bei 83% (Januar-Juli 2019: 83%).

Die Vergleichswerte der Vorjahre: Juli 2020: 80%, Januar-Juli 2020: 77% / Juli 2021: 81%, Januar-Juli 2021: 78%. [*Die August-Werte 2022 liegen noch nicht vor.]

Gründe für die aktuelle Situation

Das allgemeine Konsumklima verschlechtert sich, beeinflusst von den Auswirkungen des Krieges in der Ukraine und den damit einhergehenden Preissteigerungen. Hinzu kommen Probleme in der Fahrzeugproduktion durch gestörte Lieferketten, nach wie vor auch beeinträchtigt durch die Corona-Pandemie und die Null-Covid-Strategie in China. Und nicht zuletzt haben sich die Kfz-Betriebe den extremen Preissteigerungen bei der Energieversorgung zu stellen. Insofern werden die im Kfz-Gewerbe ohnehin schmalen Margen davon komplett aufgezehrt. Wir setzen uns bei der Politik dafür ein, die Folgen dieser Entwicklung gerade im wirtschaftlich so wichtigen Mittelstand abzumildern.

Geplante Neuregelung der Umweltprämie

Der ZDK ist der Meinung, dass die massive Verbreitung der Elektromobilität mit dem im Koalitionsvertrag formulierten Ziel von 15 Millionen Elektro-Pkw bis 2030 als einem wichtigen Baustein für den Klimaschutz ohne Förderung nicht zu erreichen ist. Zudem wird der geplante Wegfall der Förderung von Plug-in-Hybridfahrzeugen als Einstiegstechnologie für E-Mobilität dieses Marktsegment massiv beeinträchtigen, wenn nicht gar zum Erliegen bringen.

Verunsicherung der Kunden: Das geplante reduzierte Fördervolumen mit einer Deckelung auf 2,5 Milliarden Euro sowie das Absenken der Förderschwelle im Laufe des Jahres 2023 wird viele Kunden abschrecken, jetzt noch ein E-Fahrzeug zu bestellen, da bei den aktuellen Lieferzeiten von 12 Monaten und länger gar nicht sicher ist, ob überhaupt noch ein Prämienanspruch besteht und, wenn ja, wie hoch er ist. Zwischen 4.500 Euro und Null ist alles möglich. Denn nach wie vor ist das Zulassungsdatum entscheidend für die Förderung und nicht die Bestellung.

Gewerbliche Kunden sollen ab dem 1.9.2023 keine Förderung mehr erhalten. Damit lässt die Regierung den für unsere Wirtschaft so wichtigen Mittelstand, etwa Logistikunternehmen und das Handwerk, das ja mit seiner Expertise mit vielen Gewerken zum Klimaschutz beitragen soll, ausgerechnet bei den eigenen Fuhrparks außen vor.

Dienstwagensteuer

In der Diskussion um die Dienstwagensteuer wird laut dem ZDK ein Arbeitsmittel zu Unrecht als subventioniertes Luxusgut für Spitzenverdiener diskreditiert. Immerhin rund 12 Prozent der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Deutschland fahren einen Dienstwagen, allen voran Außendienstmitarbeiter. Als Dienstwagenmarke mit Abstand am meisten verbreitet ist Volkswagen, als Modell der Golf. Für die große Mehrheit dieser Menschen ist das Dienstfahrzeug ein unverzichtbares Arbeitsmittel. Wer hier gezielt Missgunst schürt gegenüber einer vermeintlich privilegierten Elite, ignoriert die tatsächliche Lage und wird diesem Thema nicht gerecht. Nach Ansicht des ZDK sollte die Bundesregierung den bereits eingeschlagenen Weg weiterverfolgen und durch eine reduzierte Dienstwagensteuer für Elektrofahrzeuge und Plug-in-Hybride gezielte Anreize zu deren Anschaffung setzen. Der Klimaschutz ist hierdurch bereits jetzt eine Komponente bei der Bemessung der Dienstwagensteuer und muss nicht erst neu einbezogen werden.

Fachkräftemangel / Ausbildungssituation

Es war zu erwarten, dass sich die Corona-Pandemie auch negativ auf den Ausbildungsmarkt auswirken würde. So sank die Gesamtzahl aller betrieblichen Ausbildungsverträge im Jahr 2020 laut dem Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) von 525.039 im Jahr 2019 um 57.555 bzw.         -10,9% auf 467.484. Im Kraftfahrzeuggewerbe waren Rückgänge sowohl bei den Kfz-Mechatronikern (von 22.803 auf 20.100 = -11,9%) als auch bei den Automobilkaufleuten (von 5.316 auf 4.278 = -19,5%) zu verzeichnen.

Im vergangenen Jahr gab es wieder eine leicht positive Entwicklung: So stieg die Gesamtzahl aller betrieblichen Ausbildungsverträge im Jahr 2021 laut BIBB um 5.580 bzw. 1,2% auf 473.064. Im Kraftfahrzeuggewerbe lag der Zuwachs mit 3% bei den Kfz-Mechatronikern (von 20.100 auf 20.697) sowie 10,4% bei den Automobilkaufleuten (von 4.278 auf 4.722) über dem Durchschnitt.  

Diese Zahlen sind auch als Auswirkung der Corona-Pandemie zu sehen. Außer den fehlenden Präsenzveranstaltungen haben auch sinkende Schulabgängerzahlen und Rückgänge bei Angebot und Nachfrage im Ausbildungssektor zu dieser Entwicklung beigetragen. Ein weiterer Grund ist die politische Fehlsteuerung junger Menschen in die akademischen Berufe. Hier entwickelt sich eine Schieflage, die negative Auswirkungen auf die Versorgung unserer Gesellschaft mit qualifizierten handwerklichen Dienstleistungen nach sich ziehen wird.

Auf der Automechanika wirbt die Initiative „AutoBerufe – Zukunft durch Mobilität“ auf dem ZDK-Stand in der Galleria um den Nachwuchs im Kfz-Gewerbe. Täglich bauen hier Jugendliche in einer Gemeinschaftsaktion mit dem  Zentralverband Karosserie- und Fahrzeugtechnik (ZKF) und der Bundesfachgruppe Fahrzeuglackierer (BFL) ein Auto zusammen. Die kleinen Fahrzeuge werden beim ZKF aus gefaltetem Blech geformt, beim BFL lackiert und beim ZDK mit den technischen Komponenten bestückt. Anschließend gibt es ein Rennen mit den fertigen Autos. Interessierte Jugendliche haben außerdem täglich die Möglichkeit, mit Azubis und den Influencern vom „Schrauberblog“ über die Karrieremöglichkeiten als Kfz-Mechatroniker zu sprechen.