Bonn. Die knapp 100 Kfz-Schiedsstellen in Deutschland verzeichneten im vergangenen Jahr rund 5 900 Schlichtungsanträge. Das waren knapp 2 700 Anträge und damit fast ein Drittel weniger als im Jahr 2019.
„Der deutliche Rückgang ist vor allem durch die Auswirkungen der Corona-Restriktionen im Kraftfahrzeuggewerbe zu erklären“, so ZDK-Hauptgeschäftsführer Axel Koblitz. Obwohl die Kfz-Werkstätten im Lockdown geöffnet waren, ging die Quote der durchschnittlichen Werkstattauslastung im gesamten Jahr 2020 um vier Prozentpunkte gegenüber 2019 zurück – mit zweistelligen Einbrüchen im März (minus 10 Prozentpunkte) und April (minus 18 Prozentpunkte).
„Viele Menschen haben zunächst nicht notwendige Werkstatt-Aufträge storniert oder verschoben. Insofern gab es auch deutlich weniger Anlässe für eine Schlichtung“, sagt Axel Koblitz. „Wenn die Kfz-Schiedsstellen weniger zu tun bekommen, spricht das auch für einwandfreies Kundenmanagement in den Betrieben.“
Von den insgesamt rund 5 900 Anträgen wurden 90,5 Prozent im Vorverfahren und damit im direkten Austausch zwischen Schiedsstelle, Kunde und Kfz-Betrieb geregelt. Lediglich 562 Anträge (9,5 Prozent) gelangten vor eine Schiedskommission. Davon endeten 181 Fälle (32,2 Prozent) mit einem Vergleich. In 54 Fällen (9,6 Prozent) entschied die Kommission für den Antragsteller, in 132 Fällen (23,5 Prozent) gegen ihn. Die restlichen 195 Verfahren (34,7 Prozent) waren bis zum Jahresende 2020 noch nicht abgeschlossen gewesen.
Die Mehrzahl der Anträge (4 680 bzw. 79,5 Prozent) bezog sich auf Reparatur und Wartung. Die Kunden bemängelten vor allem unsachgemäße Arbeit, nicht nachvollziehbare oder vermeintlich zu hohe Rechnungen sowie nicht in Auftrag gegebene und trotzdem durchgeführte Arbeiten.
Bei den insgesamt 1 205 Anträgen (20,5 Prozent) an die Gebrauchtwagen-Schiedsstellen standen technische Fahrzeugmängel ganz oben auf der Liste, gefolgt von nicht benannten Unfallschäden.
Wie finde ich die richtige Schiedsstelle?
Der Geschäftssitz der Werkstatt oder des Autohauses ist ausschlaggebend für die jeweils zuständige Kfz-Schiedsstelle. Zu finden sind sie auf der Internetseite kfz-schiedsstellen.de, gelistet nach Bundesländern. Dort kann sich der Kunde schriftlich oder telefonisch melden. Rund 90 Prozent der Fälle regelt die Schiedsstelle ganz unbürokratisch ohne Verhandlung im Vorverfahren.
Kommt es zum Schiedsverfahren, befassen sich je ein Vertreter des Kfz-Gewerbes und des ADAC sowie ein öffentlich bestellter und vereidigter Kfz-Sachverständiger der Deutschen Automobil Treuhand (DAT) mit dem Fall. Den Vorsitz der Schiedskommission hat ein zum Richteramt befähigter Jurist. Bei Streitigkeiten aus Reparaturaufträgen kommt der Sachverständige einer anerkannten Prüforganisation hinzu. Den kostenlosen Service der Streitbeilegung können alle Kunden nutzen, die einem Mitgliedsbetrieb der Kfz-Innung ihr Vertrauen schenken. Zu erkennen sind sie am blau-weißen Meisterschild.