MdEP Ismail Ertug im ZDK-Fachgespräch zur AFIR-Regulierung
Berlin. Im virtuellen ZDK-Fachgespräch am 15. Juli über die AFIR-Verordnung (Alternative Fuel Infrastructure Regulation) sprach sich der Europaabgeordnete Ismail Ertug, Berichterstatter zu diesem Thema und Mitglied im Verkehrsausschuss des Europaparlaments, für einen schnelleren und leistungsfähigeren Ausbau der Ladeinfrastruktur aus. Die AFIR-Verordnung ist Teil des Fit-for-55-Pakets und soll unter anderem die Anforderungen an die öffentliche Infrastruktur für Ladesäulen und Wasserstofftankstellen regeln. Laut EU-Kommission sollen bis zum Jahr 2025 eine Million Ladesäulen und bis zum Jahr 2030 insgesamt 3,5 Millionen Ladesäulen bereitstehen.
Laut dem Europaabgeordneten Ertug soll mit Hilfe der AFIR die nötige Infrastruktur u. a. für die Elektromobilität aufgebaut werden. Ab 2025 soll für Autos und leichte Nutzfahrzeuge alle 60 Kilometer eine Ladestation verfügbar sein. Um Elektromobilität für Autofahrer attraktiv zu machen, müsse pro Pkw eine Ladekapazität von einer bis drei Kilowattstunden aufgebaut und verbraucherfreundliche Bezahlmethoden geschaffen werden. Kartenzahlung müsse möglich sein, deren Integration solle aber den Ausbau der Ladesäulen nicht behindern. Grundsätzlich sollten sich private und öffentliche Ladeinfrastruktur gegenseitig ergänzen.
Der Abgeordnete Ertug machte klar, dass die E-Mobilität die effizienteste Möglichkeit sei, CO₂-Einsparungen im Verkehr zu erreichen. Er unterstrich aber, dass es keinen Sinn ergebe, ideologisch andere Technologien zu verhindern, ohne zu wissen, ob die E-Mobilität zum Ziel führe. Er wies u. a. auf die Rohstoffproblematik und die Abhängigkeit von China hin. Er selbst habe ein Verbrennerverbot weder gefordert noch unterstützt.
Mit der AFIR werden auch weitere CO₂-freundliche Kraftstoffe wie Wasserstoff und LNG gefördert. Wasserstoff sei etwa eine Alternative auf der Schiene, wo die Elektrifizierung nicht möglich ist, und für schwere Lkw ab 2027, so Ertug. Außerdem sei LNG eine denkbare Übergangstechnologie.
Beim Hochlauf der Wasserstoff-Technologie bei Kraftfahrzeugen müsse der Gesetzgeber in Vorleistung gehen und ausreichend Infrastruktur schaffen, auch wenn aktuell erst wenige Fahrzeuge mit dieser Antriebsart im Verkehr seien. Ansonsten sei es wenig attraktiv für Hersteller und Autofahrer, solche Fahrzeuge zu entwickeln bzw. zu kaufen. Auch bei der Frage, wo die Energie für den Verkehr in Zukunft herkommen soll, setzt Ertug auf Wasserstoff. Es brauche explizite Kooperationen für den Mobilitätssektor mit Ländern, die über genügend Wind- oder Sonnenenergie verfügen. Und es brauche Wasserstoff zur Speicherung und zum Transport dieser Energie.
Bereits im September könne der Verkehrsausschuss im EU-Parlament über die Vorlage abstimmen, das Parlament noch im Oktober. Ertug geht davon aus, dass die Mitgliedsstaaten jedoch anschließend versuchen werden das Ambitionsniveau der Regulierung zu senken.
Abschließend kritisierte Ertug die teils ideologisch aufgeheizte Debatte und Werbung beim Thema E-Fuels. Man müsse zunächst die Frage der energieintensiven Herstellung klären und E-Fuels dort nutzen, wo eine Elektrifizierung nicht möglich sei. Wie groß der Anteil von E-Fuels auf dem Straßenmarkt der Zukunft sei, könne er jedoch noch nicht sagen.
Das Kfz-Gewerbe sieht in E-Fuels eine Chance, die 46 Millionen Verbrenner-Pkw im Fahrzeugbestand CO₂-neutral weiterzufahren, bis deren Lebenszyklus ans Ende gelangt. Dazu führt der ZDK mit weiteren Partnern einen Praxistest mit E-Fuels durch, den die Autodoktoren auf YouTube begleiten und der bereits über 300.000 Aufrufe hat.