Ganzjahresreifen: Einer für alle Fälle?

Ganzjahresreifen sorgen mit ihren ausgeprägten Lamellen und ihren breiten Längsrillen bei Minusgraden für Grip auf schneebedeckter Straße und bei Nässe für ein schnelles Verdrängen des Wassers. Bild: Continental

Eigentlich eine prima Sache: Reifen, die nicht gewechselt und gelagert werden müssen. Reifen, die Zeit, Geld und Raum sparen. Reifen, die auf die milderen Winter abgestimmt sind. Immerhin war der vergangene Winter laut Deutschem Wetterdienst der zwölfte zu warme in Folge.

Für viele Autofahrer sind Ganzjahresreifen deshalb eine gute Alternative zu den Sommer- und Winterspezialisten: Während nach Angaben des Bundesverbandes Reifenhandel und Vulkaniseur-Handwerk der Verkauf von Auto- und 4x4-Reifen 2022 im Vergleich zum Vorjahr um 5,2 Prozent zurückging, verzeichneten Ganzjahresreifen ein Absatzplus von 2 Prozent. Sind die Allrounder also eine vor allem im Winter sichere Sache? Die Fakten:

Was sind Ganzjahresreifen?

Ganzjahresreifen vereinen die Eigenschaften von Sommer- und Winterpneus. Mit ihren ausgeprägten Lamellen (charakteristisch für Winterreifen) und ihren breiten Längsrillen (charakteristisch für Sommerreifen) sorgen sie bei Minusgraden für Grip auf schneebedeckter Straße und bei Nässe für ein schnelles Verdrängen des Wassers. Ihre spezielle Gummimischung hält hohen Plus- und Minusgraden stand.

Das Profil der Allrounder muss mindestens 1,6 mm tief sein. Empfohlen sind 4 mm wie bei Winterreifen. Wenn vorgeschrieben gilt ein von den Fahrzeugpapieren abweichendes niedrigeres Tempolimit, angezeigt mit einem Aufkleber im Cockpit oder in der Menü-Anzeige.

Woran erkennt man sie noch?

An der Aufschrift M+S sowie dem Alpine-Symbol (Berg mit Schneeflocke) auf der Reifenflanke. Allerdings gelten seit 2018 produzierte Ganzjahresreifen nur noch mit dem Alpine-Symbol als wintertauglich. Das M+S-Kennzeichen allein ist nur noch bis 2024 gültig. 

Welche Vor- und Nachteile haben sie?

Pluspunkte gibt es für den Wegfall des halbjährlichen Reifenwechsels und der -einlagerung. Autofahrer sparen Zeit und Geld. Regelmäßige Reifentests attestieren den Allwetter-Gummis zudem eine immer besser werdende Qualität. Profiteure sind besonders die Besitzer von Klein- und Kompaktautos, die innerstädtisch und wenig unterwegs sind. Entscheidend ist der Einsatz.

Minuspunkte kassieren die Pneus, weil sie immer ein Kompromiss von Sommer- und Winterreifen bleiben. Wer im Gebirge wohnt, sein Fahrzeug voll belädt oder regelmäßig in den Skiurlaub fährt, ist mit Winterreifen besser bedient. Im Sommer verschleißen sie schneller, die Laufleistung sinkt. Nach wie vor sind die Allrounder auch teurer als die Saison-Spezialisten.

Das Angebot ist groß. Wie findet man die passenden?

Automobilclubs, Fachzeitschriften und Sachverständigenorganisationen testen Allwetterreifen regelmäßig. Der Blick lohnt, denn qualitativ klafft die Schere zwischen sehr gut und befriedigend deutlich auseinander.

Was schreiben unsere europäischen Nachbarn in punkto Ganzjahresreifen im Winter vor?

Zu klären ist: Gibt es eine Winterreifenpflicht? Wenn ja, zählen auch Ganzjahresreifen dazu? Wer sich – beispielsweise bei den Automobilclubs – nicht darüber informiert und dementsprechend ausgerüstet ist, riskiert wie in Österreich bis zu 5.000 Euro hohe Bußgelder.

In Österreich müssen beispielsweise bei winterlichen Verhältnissen im Zeitraum vom 1. November bis 15. April Winterreifen montiert werden. Anerkannt sind solche mit den Kennzeichnungen M+S, MS, M&S oder mit dem Schneeflockensymbol. Für die Profitiefe gilt ein Mindestmaß von 4 mm, bei Diagonalreifen 5 mm. Frankreich schreibt vom 1. November bis 31. März in bestimmten Bergregionen eine Winterreifenpflicht vor. Akzeptiert sind Reifenkennzeichnungen analog wie in Österreich sowie eine Profiltiefe von mindestens 3,5 mm.

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