Erst helfen, dann weiterfahren

Mal ehrlich: Wann haben Sie das letzte  Mal einen Erste-Hilfe-Kurs besucht? Und wie fit fühlen  Sie sich in punkto lebensnotwendiger Sofortmaßnahmen? Eine ADAC-Umfrage offenbart: Bei der Hälfte der Teilnehmenden lag der Kurs mindestens zehn Jahre zurück. Die Testfragen beantworteten nur 55 Prozent richtig. Ernüchternde Zahlen für den Notfall, in dem jede Minute zählt. Immerhin: Die Mehrheit der Befragten ist zur Hilfeleistung bereit. Was also tun, wenn potenzielle Retter Angst vorm Retten haben, wenn Wissenslücken lähmen? Aufklärung tut Not. Die wichtigsten Infos für Ersthelfer.

Was bringen Erste-Hilfe-Kurse?

Ein Erste-Hilfe-Kurs vermittelt den Teilnehmern das nötige Wissen, um in Notsituationen richtig reagieren zu können. Je geübter, desto sicherer kann Hilfe geleistet werden. Zu den Kursinhalten gehören lebensrettende Sofortmaßnahmen (Herzdruckmassage, Druckverband, stabile Seitenlage) ebenso wie die Schritte, die im Rahmen der Rettungskette  zu beachten sind. 

Einmal den Kurs absolviert und gut ist?

Leider ist der Erst-Hilfe-Kurs nur einmal im Leben Pflicht – zur Führerscheinprüfung. Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) rät deshalb alle zwei Jahre zur Auffrischung. Ausnahme: Betriebliche Ersthelfer müssen den Kurs nach jeweils zwei Jahren wiederholen.

Warum ist die Auffrischung so wichtig? Was hat sich verändert?

Während früher die Theorie im Vordergrund stand, werden die Teilnehmer heute stärker einbezogen. Sie üben lebensrettende Maßnahmen in realitätsnahen Szenarien. Beispiele für wichtige Veränderungen:

  • Der Druckpunkt für die Herz-Lungen-Wiederbelebung ist jetzt einfacher zu finden. Musste er früher noch zentimetergenau durch die Messung des Abstandes zweier Finger vom Ende des Brustbeins gesucht werden, heißt es heute: im unteren Drittel des Brustbeins.
  • Es gibt eine deutliche Verschiebung zugunsten der Herzdruckmassage gegenüber der Beatmung. Das Verhältnis wurde von 15:2 auf 30:2 geändert.
  • Vor Beginn der Herzdruckmassage ist es nicht mehr notwendig, auf komplizierte Anzeichen eines Herz-Kreislauf-Stillstandes zu achten (Puls fühlen). Ist die Person nicht ansprechbar und ohne normale Atmung, sollte sofort mit Wiederbelebungsmaßnahmen begonnen werden.
  • Im Einsatz sind jetzt auch Automatisierte Externe Defibrillatoren (AED), entwickelt speziell für medizinische Laien. Die Frühdefibrillation mittels AED wird im Rahmen der Ersten Hilfe geschult.
  • Ein Update bekamen ebenso diese Maßnahmen: Der Heimlich-Griff ist als Standardmaßnahme nicht mehr Bestandteil des regulären Kurses. Außerdem wird  empfohlen, bewusstlosen Motorradfahrern den Helm abzunehmen, um Wiederbelebungsmaßnahmen durchführen zu können.

Kann man etwas falsch machen?

Bei Erster Hilfe gibt es kein Falsch. Nichtstun kann sogar rechtliche Konsequenzen haben. Es gilt als unterlassene Hilfeleistung und ist eine Straftat. Die Erste Hilfe muss allerdings zumutbar sein. Niemand darf sich selbst gefährden, um anderen zu helfen. Einen Notruf absetzen kann aber jeder – auch ängstliche Menschen im Dunkeln.

Stichwort Notruf: Worauf kommt es an?

Erst einmal auf die richtige europaweit einheitliche Notrufnummer 112. Der Notruf sollte so schnell wie möglich abgesetzt werden.

Die erste Frage der Leitstelle: Wo ist der Notfall(ort)? Dazu braucht sie den genauen Standort (Ort, Straße, Hausnummer, Fabrikgebäude, Zugangswege, Stockwerk…). Alle weiteren notwendigen Informationen werden erfragt. Bitte erst auflegen, wenn das Gespräch von der Leitstelle beendet wurde. Gegebenenfalls erfolgt auch eine telefonische Beratung beziehungsweise Betreuung durch das Leitstellenpersonal.

Sind Ersthelfer versichert, wenn sie sich selbst verletzen?

Ja. Die gesetzliche Unfallversicherung schützt Personen, die bei Unglücksfällen, gemeiner Gefahr oder Not Hilfe leisten oder einen anderen aus erheblicher gegenwärtiger Gefahr für ihre Gesundheit retten oder zu retten versuchen. Dieser Versicherungsschutz ist für die Hilfeleistenden kostenlos. 

Wer bietet Erste-Hilfe-Kurse an? 

Auf der Liste stehen DRK, Malteser Hilfsdienst, Arbeiter-Samariter-Bund, Die Johanniter, ADAC. Einige haben Auffrischungskurse im Programm sowie Anleitungen für Ersthelfer auf Apps und solche zum Runterladen fürs Handschuhfach.

––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––

Kasten

Erste Hilfe auf einen Blick:

  • Unfallstelle absichern
  • Betroffene aus der Gefahrenzone bringen; auf Eigenschutz achten
  • Rettungsdienst rufen (112)
  • Erste Hilfe leisten
  • Auf den Rettungsdienst warten
Material zum Herunterladen