Im April hat die Anzahl der in Deutschland zugelassenen Wohnmobile die Millionengrenze überschritten. Doch nur die wenigsten werden auch in der dunklen Jahreszeit bewegt. Wie überwintern die großen Fahrzeuge am besten?
Die wichtigste Frage: Wohin mit der rollenden Ferienwohnung in Herbst und Winter? Einfach am Straßenrand abstellen wäre theoretisch möglich, sofern kein Saisonkennzeichen dagegen spricht, ist aber die schlechteste Lösung. Auch eine Abdeckplane ist nicht ratsam, denn darunter bildet sich Kondenswasser. Und das ständige Geflatter bei Wind zerkratzt den Lack. Ein Carport ist ebenfalls nicht ideal. Denn winterliche Temperaturschwankungen führen ebenfalls zu Rostbildung an Metallteilen wie den Bremsscheiben. Optimal sind trockene Scheunen mit festem Boden, wie man sie noch im ländlichen Raum findet.
Vor dem Abstellen gibt es jedoch Einiges zu tun.
- Wartungsintervalle berücksichtigen. Ist das Motoröl schon etwas älter und bald zum Wechsel an der Reihe, sollte das noch vor der Winterpause erledigt werden. Außerdem den Frostschutz im Kühlwasser prüfen lassen. Tipp: Zügig einen Termin mit der Werkstatt machen, denn jetzt beginnt auch die Räderwechsel-Saison.
- Gründlich waschen. Sonst fressen sich die letzten Insektenreste in den Lack, die kleinen Krater lassen sich später nicht mehr wegpolieren. Auch das Dach nicht vergessen, sonst bildet sich dort Moos. Danach eine ausreichend lange Strecke fahren, damit alles Wasser abtrocknet und auch keine Feuchtigkeit in den Bremsen verbleibt, die zum Festrosten der Beläge führt. Vor dem Abstellen volltanken, damit sich auch im Tank kein Kondenswasser bilden kann.
- Auto direkt mit warmem Motor abstellen, Lenkung geradeaus, damit keine radführenden Teile unter Spannung stehen.
- Reifen auf den zulässigen Höchstdruck (Bedienungsanleitung) bringen, um das Risiko von Standplatten zu reduzieren. Wenn Platz vorhanden ist, das Auto alle paar Wochen ein Stück hin und her schieben, damit die Reifen nicht ständig auf derselben Stelle stehen.
- Wassertanks leeren. Das gilt für Frisch- und Grauwasser. Auch das WC nicht vergessen und alle Hähne leerlaufen lassen. Und unbedingt die Siphons der Waschbecken und die Duschtasse durchpusten, damit diese nicht von Eisbildung zerstört werden. Problematisch: die Scheibenwaschanlage. Sie lässt sich meist nicht so einfach entleeren, weil der Behälter unzugänglich verbaut ist. Und Dauerbetrieb der Pumpen kann zu deren Zerstörung führen. Also am besten vor dem Waschen Frostschutz einfüllen und die Anlage ein paarmal betätigen, damit sich die Flüssigkeit verteilt.
- Gasflasche schließen, Schränke öffnen, Ablagen auf verderbliche Waren durchsuchen, Kühlschrank desinfizieren, Tür in Ventilationsstellung bringen, Matratzen eventuell hochlegen, sofern kein Lattenrost vorhanden ist.
- Alle Fenster schließen, vor den Ventilationsöffnungen die Winterabdeckungen anbringen. Luftentfeuchter aufstellen. Faustregel: einer pro Meter Wohnraumlänge. Gelegentlich kontrollieren und die Behälter ausleeren. Falls Strom vorhanden ist, einen elektrischen Entfeuchter einsetzen.
- Die Antriebsbatterie ausbauen, aufladen und an einem kühlen Ort abstellen. Die Aufbaubatterie kann im Fahrzeug bleiben, wenn ein Stromanschluss vorhanden ist. Ansonsten ebenfalls ausbauen.
- Was man unbedingt unterlassen sollte: den Motor gelegentlich zu starten. Denn jeder unnötige Kaltstart ist grundsätzlich Gift für die Technik. Zudem bilden sich beim Herumtuckern im Stand Unmengen von Kondenswasser, die Motor und Auspuffanlage sehr zuverlässig rosten lassen.
- Auch das Aufbocken des Fahrzeugs zum Schonen der Reifen ist schädlich. Zum einen wird sämtlichen Lagerbuchsen im Fahrwerk dabei der Hals langgezogen. Zum anderen kann sich der Aufbau verziehen und Klebestellen können reißen, sodass später Wasser eindringt. Und gerade das gilt es durch fachgerechtes Überwintern zu vermeiden.